Artikel in der Zeitschrift "LaLit" im Herbst 2000

Wenn Firmengründungen heute zumeist nur noch im E-Commerce Furore machen und im traditionellen Handwerksbereich eher Seltenheitswert haben, soll hier an dieser Stelle eine Schreinerei aus Langenau als erstaunliche Ausnahme erwähnt werden. Nach dem Beginn vor fast neun Jahren in den Räumen einer ehemaligen Schreinerei ist die Holzwerkstatt vor einem Jahr in eine eigene Halle gezogen.  

Klasse statt Masse

Der Name Holzwerkstatt für die Schreinerei wurde nicht umsonst zum Motto für diesen Betrieb. Als Daniel Rosch und Bruno Stegmaier ihre Firma gründeten, war für die beiden von Anfang an klar, keine Massenware, sondern am liebsten Möbel aus Massivholz herzustellen. Diesem Prinzip sind sie bis heute, soweit möglich, treu geblieben, auch wenn sich die Werkstatt vergrößert hat und aus zwei Meistern längst drei und eine Meisterin geworden sind. Außerdem haben noch drei Gesellen ihren Platz in der Holzwerkstatt gefunden. Das freundschaftliche Miteinander aller Betriebsangehörigen erwies sich als Erfolgsgarant und verhindert Personalfluktuation in dieser Firma. Wer kam, der blieb. Dieses eingespielte Team, bei welchem auch das Zwischenmenschliche nicht zu kurz kommt, hat den Neubau der Werkstatt gemeinsam realisiert und nimmt auch die geschäftsführenden Tätigkeiten gemeinsam wahr. Unterstützt wird es dabei von drei Lehrlingen und einem Praktikanten. Der Stangenware großer Einrichtungshäuser haben sie Qualität und Beratung entgegengesetzt und eine erstaunliche Flexibilität legen sie an den Tag bei den individuellen Wünschen der Kunden. Da zu allem auch noch das Preis-Leistungsverhältnis stimmt, war es kaum verwunderlich, dass die Auftragsbücher bald übervoll waren und der Bau einer eigenen Halle immer zwingender wurde. Mit dem Umzug in das neue Gebäude in der Dieselstraße vor einem Jahr kann sich die Firma in eigenen Ausstellungsräumen auch gut selbst darstellen, was der Tag der offenen Tür bewies. Ist die Liebe zum (Massiv) Holz schon an und für sich ein ökologischer Aspekt, liegt hier eine weitere Stärke der Holzwerkstatt. Beim Innenausbau, bei Fußböden, Wandverkleidungen und natürlich beim Küchen- und Möbelbau haben die Fragen der Umweltverträglichkeit erste Priorität. Bei der Auswahl der verwendeten Materialien steht die Natur und nicht die Chemie an erster Stelle und hier sind die Schreiner der Werkstatt auch nur schwer zu Kompromissen bereit. Da steht Überzeugung dahinter, die sie auf verschiedenen Ökomessen mit einem Stand immer wieder unter Beweis gestellt haben. Bei der Holzwerkstatt verbindet sich altes Handwerkerwissen mit neuen Erkenntnissen. Laienhaft ausgedrückt, greifen die Schreiner dort lieber zu Öl als zu Lack und lieber zu Massivholz als zur Spanplatte. Die Firmenphilosophie von Daniel Rosch und Bruno Stegmaier hat sich auf die ganze Firma übertragen. Der Erfolg beweist, dass Qualität immer noch eine Nische in einer Gesellschaft findet, in der der Kunde scheinbar die Massenware verinnerlicht hat. Bei der Holzwerkstatt zeigt sich das vor allem an der großen, von Jahr zu Jahr wachsenden Zahl der Stammkunden, welche der Firma die Treue halten. Es gibt aber noch ein weiteres Zeichen, dass das Team sein Firmenverständnis nach außen dringen lassen will. Seit Jahren findet in der Werkstatt ein Volkshochschulkurs für Laien statt, bei dem Anfänger und Fortgeschrittene einen Einstieg in das Schreinerhandwerk bekommen. Zum Abschluss sei gesagt, dass sich auch moderne Möbel ökologisch anfertigen lassen. Alte Handwerkstradition, gepaart mit ökologischen Gesichtspunkten, werden von modernen Designern geradezu eingefordert. Unter diesem Aspekt sind die Schreiner der Holzwerkstatt für stilistische Neuerungen und Experimente stets offen.
                            
Thomas Mahr
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